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Den Klang in den Händen halten

Das Spielen der Instrumente ist eine wichtige Basis für die Arbeit als Dirigent und Komponist.

Es ermöglicht das physische Erleben der Entstehung von Klang und der feinen Motorik des Atems, der Finger, des ganzen Körpers, welche für all seine Nuancen erforderlich ist.

Und nicht nur das. Es hält den Respekt und die Dankbarkeit gegenüber der Leistung der musizierenden Partner wach, durch die die Erfüllung des Traumberufs Dirigent erst möglich wird.

Misty (E.Garner) live - StM clarinet
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... Thomas Möckel (pn), Gerold Genßler (b), Hannes Richter (dr)

Das Klavier

Mit dem Klavier ging es los, damals, als ich als Fünfjähriger meiner Mutter beim Üben nicht mehr nur zuhören wollte. Mein Lieblingsplatz wechselte von 'unterm Flügel' (wo es einen großartigen Sound gab!) auf den Hocker vor den Tasten. 

Das nächste Instrument war dann die Klarinette. Damals wusste ich noch nicht, welches große Spektrum an Stilistiken mir gerade dieses Instrument einmal eröffnen würde, das ich nur deshalb ausgesucht hatte, weil mir die Katze in Prokofievs 'Peter und der Wolf' so gut gefiel.

Von ihr war der Schritt zum Saxophon dann nur ein kleiner, ebenso, wie der von den Klaviertasten zu Akkordeon und Vibraphon. 

Als Komponist ist man stets allein, als Dirigent umgeben von vielen Menschen.
In beiden Fällen entsteht der eigentliche Klang aber nicht durch einen selbst.

Als Musiker befindet man sich genau zwischen diesen beiden Polen.

Man produziert eigenhändig Klänge und hat die Möglichkeit zum hörbaren Agieren in Ensembles.

Die Unmittelbarkeit des musikalischen Austauschs beim Musizieren mit Partnern erfordert Interaktionen im Millisekundenbereich, das gleichzeitige Hören und Produzieren von Klängen und eine Abstimmung mit anderen Musikern in Echtzeit. Dafür ist ein hohes Maß an musikalischer Hygiene unerlässlich, dessen Pflege und Aufrechterhalten der Arbeit am Pult oder am Schreibtisch beim Komponieren unendlich zuträglich ist.

Ich liebe die Möglichkeit, die Musik von großen Komponisten selbst 'in die Hände' zu bekommen und unmittelbar an der unendlichen Vielfalt der Gestaltungsmöglichkeiten zu feilen. Zu testen, probieren, wieder zu verwerfen und dem ganz besonderen Moment immer mehr auf die Schliche zu kommen, in dem er genau das gerade aufschrieb, was der Gegenstand meiner Beschäftigung ist, den Komponisten hinter seinen Noten, seiner Musik, zu entdecken. Es ist wie ein Dialog mit den Emotionen eines Menschen, der in vielen Fällen bereits tot ist. 

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